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Deutschland und die Ausländer – eine lange Leidensgeschichte

In IN DEUTSCH
November 19, 2023

Das ewige Problem, das lange auch politisch nicht gern angegangen worden ist: Ausländer in Deutschland. Nun, im Jahr 2023 des 21. Jahrhunderts angekommen, zwingt es auch das bereits seit Jahrzehnten erkannte Problem mit dem demographischen Schicksal des Landes, Deutschland weiterhin dazu, Ausländer und ihre Nachkommen wirklich gleichberechtigt zu akzeptieren und zu integrieren, so dass sie auch am Arbeitsmarkt für hochqualifizierte Arbeitskräfte (Führungspositionen auch für Ausländer oder deren Kinder, die in Deutschland geboren wurden) wirklich gleichberechtigt integriert werden können. Sie werden zwar gebraucht, aber man mag sie nicht.

Rückblick

Im Jahr 1981 sah mit der Wahrnehmung der Ausländer als Mitglieder der deutschen Gesellschaft durch die Politik so aus, wie ein sozialdemokratischer Bundeskanzler damals sagte: »Es war ein Fehler, so viele Ausländer ins Land zu holen«. Aber dann fragt man sich: Brauchte der Wideraufbau und das wirtschaftliche Wachstum der deutschen Wirtschaft nicht die Ausländer? Man war reich und mächtig geworden und nun sollen sie weg, sich selbst entsorgen? Nach dem Motto, gib denen Geld und sie entwurzeln sich selbst? Also, Ausländer kommen nach Deutschland wegen des Geldes, nicht wegen der Arbeit. So herum wurde es am liebsten verstanden.

Der Kanzler Helmuth Schmidt übte Selbstkritik. »Es war ein Fehler«, räumte Helmut Schmidt ein, »so viele Ausländer ins Land zu holen. Aber jetzt müssen wir aufpassen, daß wir nicht die Ausländer diesen Fehler entgelten lassen.«Ausländer: »Schmerzhafte Grenze gezogen« – 06.12.1981, 13.00 Uhr • aus DER SPIEGEL 50/19

Im Jahr 1981 hatte das damalige Bundesgebiet 4,7 Mio. Ausländer, das machte 7,7% der Gesamtbevölkerung aus.

Im Jahr 1983 schrien die rechtsradikalen Parteien lautstark „Ausländer Raus, Deutschland den Deutschen“ und im selben Jahr wollte die Bundesregierung im Dreigespann CDU/CSU/FDP per Gesetz, Ausländer dazu überreden, weg von Deutschland zu ziehen – Rückkehrhilfegesetz für Ausländer.

Ausländer raus, Aussiedler rein

Die Aussiedler sollten kommen. Die Ausländer sollten herausmanövriert werden.

Als Aussiedler oder ab dem Jahr 1993 amtlich als Spätaussiedler bezeichnete man die in Osteuropa lebende Deutsche oder deutschstämmige Minderheiten.

Man glaubte 1983 in Deutschland, dass das demographische Problem Deutschlands mit dem Zuzug von Aussiedlern deutschen Blutes gelöst werden könnte und wollte die „anderen“ Ausländer, die bereits da waren mit ihren Nachfolgegenerationen, weg bekommen.

Bis zum Jahr 1992 verlief der Zuzug (Übersiedlung) unbürokratisch, da sie als Deutschstämmige Anspruch auf die deutsche Staatsbürgerschaft hatten.

„Wir werden die Aussiedler, die jetzt neu hierhergekommen sind, beschenken. Aber ich füge hinzu: Sie beschenken uns auch. Sie beschenken uns dadurch, dass sie ein Signal der Hoffnung in sich tragen, dass sie nicht aufgegeben haben, dass sie über ein Jahrzehnt, zum Teil über Jahrzehnte hindurch das Ziel vor Augen hatten und als unverrückbares Ziel vor Augen behielten: in die alte Heimat, in ihr Vaterland zurückkehren zu wollen„. Bundeskanzler Helmut Kohl in seiner Rede am 10. Dezember 1982 bei einem Besuch im Grenzdurchgangslager Friedland vor Aussiedlern aus dem Osten.

Politik der freiwilligen Rückführung

Deutschland verabschiedete am 10. November 1983 im deutschen Bundestag mit den Stimmen von CDU/CSU und FDP das „Gesetz zur Förderung der Rückkehrbereitschaft von Ausländern“, mit dessen Hilfe insbesondere arbeitslos gewordene Migrantinnen zur Rückkehr in ihre „Heimat“ motiviert werden sollten.

Strenggenommen handelt es sich beim Rückkehrhilfegesetz lediglich um ein Teilgesetz (Art. 1) des „Gesetzes zur Förderung der Rückkehrbereitschaft von Ausländern“.

Aber die Ausländer, die bereits in Deutschland lebten, blieben einfach. Sie waren da, seit mehreren Generationen und trotz allen Adversitäten wollten sie weiterhin in ihrer Heimat, die sie los werden wollte, bleiben. Ja, auch in diesem Punkt lehrt und die Geschichte, dass man den Boden seiner Wurzel nicht so leicht zu verlassen bereit ist.

Die Zeit verging, das Ausländerrückführungsgesetz wurde abgeschafft, die Probleme blieben ungelöst, man will weiterhin kein Nicht-deutscher Ausländer. Dann fing Deutschland an, die sich anbahnenden Probleme wegen der demographischen Situation schmerzhafter zu spüren. Plötzlich erkannte man, dass Deutschland dringend Ausländer brauchte, hochqualifizierte Ausländer für die IT-Branche.

Und man glaubte gern, dass in Deutschland das Paradies auf Erde liegt. Man müsste nur die Tür aufmachen und schon kommen auch gut quakifizierte Ausländer freiwillig.

Im März 2000 hat die Bundesregierung beschlossen, die gezielte Anwerbung von IT-Spezia- listen aus Nicht-EU-Ländern zu erleichtern, um der Wirtschaft die Deckung ihres akuten Fachkräftebedarf zu ermöglichen. Man verabschidete das „Sofortprogramm zur Deckung des IT-Fachkräftebedarfs in Deutschland“ als Mittel um den Mangel an EDV-Experten zu beheben. Aber bereits zu dieser Zeit gab es laute Stimmen dafür, solche Regel auch dür andere Bereiche einzuführen. Diese Thematik hat dazu beigetragen, dass das Thema Einwanderungspolitik auf die Tagesordnung der öffentlichen Auseinandersetzung gebracht wurde. Die Diskussion um ein Einwanderungsgesetz, das die Belange sämtlicher Wirtschaftsbereiche berücksichtigen müsste, entfachte sich wuchtig. Man fing an, an allen Schaltstellen des demokratischen Machtsystems und auf Chefeetagen von Parteien, Zeitungen und Unternehmen zu fragen, ob Deutschland ein Einwanderungsland sei oder zu einem wird.

Als dann der damalige SPD-Kanzler Gerhard Schröder im Jahr 2000 auf der noch existierenden Computer-Messe Cebit eine »Green Card« für ausländische Software-Entwickler forderte, gab es großen Widerstand. Zum Beispiel, der CDU-Politiker Jürgen Rüttgers (ehemaliger Bildungs- und Forschungsminister der Kohl-Regierung), der sich im nordrheinwestfälischen Wahlkampf befand, verquickte Reizthemen Ausländer und Ausbildung zum Schlagwort »Kinder statt Inder„.

»Kinder statt Inder„. »Die Bundesrepublik ist kein Einwanderungsland

Im Jahr 1983, zu Beginn der Kohl-Regentschaft, hieß die anachronistische Antwort auf die Einwanderungsgesellschaft „Ausländerrückführung“. Mit Hilfe von CDU/CSU und FDP, per Gesetzt, wollte man die Ausländer mit etwas Geld aus Deutschland heraus motivieren. Nun im Jahr 2000 erschreckte man sich immer noch darüber, wenn laut gesagt wurde, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei. Im Jahr 1999 bemerkte Eberhard Seidel-Pielen in einem Artikel der TAZ Folgendes: „Die CDU wäre auch im eigenen Interesse gut beraten, das Festklammern an den völkischen Grundlagen des alten Staatsbürgerrechts der CSU und ihren Freunden von Rechtsaußen zu überlassen.“

„Nach wie vor ist der weitaus größte Teil der erwerbstätigen Migrantinnen und Migranten als Angestellte und Arbeiter abhängig beschäftigt …. Im Jahr 1993 waren von den 2.884.000 ausländischen Erwerbspersonen 7,4 % (213.000) Selbständige, 0,6 % (18.000) waren – überwiegend weibliche – mithelfende Familienangehörige.“ …

Zieht man den Anteil der ausländischen Angestellten im Vergleich zu den deutschen Angestellten als Maßstab beruflicher Integration heran, so zeigt sich eine langsame Angleichung im Laufe der letzten Jahre. 1992 waren 53,5 % der deutschen Erwerbsbevölkerung als Angestellte tätig, bei den ausländischen Erwerbspersonen stieg dieser Anteil von 1977 11,9 % über 1984 15,8 % und 1989 21,1 % auf über 25 % 1993 kontinuierlich an; steigende Aufenthaltsdauer und zunehmende Qualifizierung ausländischer Jugendlicher im dualen Ausbildungssystem der Bundesrepublik Deutschland wirken sich aus.“

Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Ausländer über die Lage der Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland, 1993.

Im Der Spiegel Ausgabe 43/2000 kann man im Artikel „Raum ohne Volk“ lesen, dass „Lange Jahre reagierten Regierende in Deutschland auf diese längst sichtbaren Verwerfungen mit »demonstrativer politischer Erkenntnisverweigerung«, wie der Osnabrücker Migrationsforscher Klaus J. Bade feststellte, ein ganzes Land betrieb »Versteckspiel mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit«. Es galt die Devise der CDU/CSU, die auch Sozialdemokraten willig übernahmen: »Die Bundesrepublik ist kein Einwanderungsland.«“

Am 1. August 2000 trat die Green Card trotzdem in Kraft. Der SPD-Bundeskanzler Gehard Schröder erkannte die Situation und reagierte entsprechend. (Trug das vielleicht zu seinem politischen Selbstmorg bei? Im September 2005 verlor Schröder die Wahl.)

(Wenige) Ausländer schaffen es in Deutschland, wirtschaftlich erfolgreich zu sein (Deutschland braucht sie als Arbeiter nicht als Karrieremenschen, also kein Ausländer als Führungskraft)

In derselben Ausgabe vom Der Spiegel (43/2000) wird auf einen erfolgreichen türkischen Unternehmer verwiesen, der es in Deutschland geschafft hat, ein Unternehmen aufzubauen, das mit 200 Mitarbeiter einen Umsatz von knapp einer Milliarden DM zu erwirtschaften: Vural Öger, Gründer und Chef des Reiseveranstalters Öger Tours. Andere Namen von Ausländer, die es in Deutschland geschafft haben, werden geannt. Alle sind beim Sport erfolgreich. Jedoch kein Ausländer oder Immigrant gibt es auf Chefetagen von deutschen Unternhemen, von Politik, Medien, Non-Profit orientierten Organisationen oder Behörden.

Das Feindbild Fremder ist offenbar tief im Unterbewusstsein verankert. Es sind zwar nur vergleichsweise wenige der rund 7,3 Millionen in Deutschland lebenden Ausländer, die dem Zerrbild des Scheinasylanten entsprechen, der sich die staatlichen Leistungen erschleicht, seinen Aufenthalt mit Tricks und Lügen ins Unendliche verlängert oder mit Drogenhandel und Prostitution kriminelle Geschäfte macht. Doch die auffällige Minderheit prägt die Meinung, die sich beim deutschen Bürger über »den« Fremden breit macht, weit stärker als die unauffällig angepasste Mehrheit der Ausländer.“Im Der Spiegel Ausgabe 43/2000, Artikel „Raum ohne Volk“.

Die deutsche Green Card, mit der Bundeskanzler Schröder kurzfristig 20.000 Computerspezialisten nach Deutschland holen wollte, schlug fehl. In der TAZ vom 06.04.2001 im Artikel „Die Green Card ist ein Flop“, list man, dass „dieselben Politiker und Experten, die damals den Bundeskanzler [G. Schröder] kritisierten, wechselten auf der Cebit 2001 das Thema, wenn sie auf die Green Card angesprochen wurden. Sie redeten lieber über schnellere Computer, M-Commerce und „Internet für alle“. Verständlich, denn die Green Card ist ein Flop. Der umgemünzte Antikriegspruch: „Stell dir vor, es gibt die Green Card und keiner will sie haben“, beschreibt die aktuelle Lage„.

„Irgendwie haben sich damals manche eingebildet, dass wir das Land der Träume der IT-Fachleute weltweit sind, aber die gehen ganz woanders hin“. -Bernhard Rohleder, Vorsitzender des IT-Branchenverbandes Bitkom.

2005 wurde die Green Card durch das neue Zuwanderungsgesetz abgelöst, und seit 2012 gab es die Blue Card.

Auch mit der Blue Card hat Deutschland nicht qualifizierte Fachleute angezogen.

Frank-Jürgen Weise, seines Zeichens Chef der Bundesagentur für Arbeit, zeigte sich zu Beginn des neuen Jahres zerknirscht. Die Blue Card, mit der Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland gelockt werden sollen, hat sich als grandioser Flop erwiesen. Nur rund 3.000 Menschen kamen in den letzten anderthalb Jahren mit der Blue Card ins Land.“ – Quelle: Blue-Card-Desaster – warum meiden Fachkräfte Deutschland? in NachDenkSeiten – Die kritische Website, 02.01.2014 um 12:02 Uhr.

.„Wir schaffen das“ – Die Schockmaßnahme von Angela Merke

Im Jahr 2015 verabreichte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel der Bundesrepublik einen tiefgreifenden Kulturschock. Durch Ihr Handeln sind die Grenzen Deutschlands für Asylsuchende geöffnet worden. Fast 2 Millionen Ausländer wurden in diesem Jahr in das Bundesgebiet hereingelassen.

Im Jahr 2015 wurden 1.091.894 Asylsuchende im IT-System EASY (Erstverteilung der Asylbegehrenden) registriert.

Erinnerung aus dem Jahr 2020

In einem Artikel von Zeit-Online lies man zutreffend: „Deutscher ist, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. So einfach ist das, zumindest juristisch. Aber dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist in den Köpfen vieler Menschen, ist Realität in Deutschland. Gerade bei denen, die im Zusammenhang mit „den Ausländern“ von der „Einhaltung unserer Gesetze“ reden. Hier nehmen sie es mit der Geltung des Rechts, und wir reden hier übrigens vom Grundgesetz, nicht so genau.

Der deutsche Pass reicht längst nicht aus, um von Deutschen als Deutscher akzeptiert zu werden.„, liest man im Artikel von der Zeit .

Längst? Der deutsche Pass hat noch niemals dafür gereicht. Wenn man mal ein Kind im Schulater fragt, ob sein Freund mit Migrationshintzergrund ein Deutscher ist, höchstwahrscheinlich wird die Antwort darauf auf Nein lauten. Nicht, weil das Kind bereits in dem Alter weiß, was Deutsch-Sein bedeutet. Ich habe mehrfach diesen Test gemacht. Die Kinder sind ehrlich und antworten ehrlich, das, was sie wissen. Deutsch-Sein und deutsche Nationalität sind für Deutsche ohne Migrationshintergrund zwei unterschiedliche Sachen. Es ist nicht wie, zum Beispiel, Brasilianer-Sein und brasilianische Nationalität besitzen. In Brasilien ist es üblich, sich zu freuen, wenn Ausländer sagen, sie sind Brasilianer. In Deutschland wird man dafür eher belächelt.

Auch im Jahr 2022 erinnern die Debatte in den Medien und die Schlagzeilen von Zeitungen an die Situation in den 80ern, 90ern, einfach an die letzten 20 Jahren.

Nun debattiert man im Kontext der aktuellen Krisen finanzielle finanzielle Unterstützung für hilfbedürftige Menschen. Die SPD geführte Regierung möchte das Bürgergeld einführen. Der Staat schafft in diesen Krisenzeiten nicht den arbeitswirtschaftspolitischen Rahmen so zu gestalten, dass mehr Beschäftigung entsteht. Während dessen immer mehr Unternehmen entlassen Mitarbeiter; Hochschulen und Universitäten entlassen erfolgreich qualifizierte junge Profis, die natürlich unerfahren sind; Soloselbständige haben es schwer, Umsatz zu machen, die ihre Kosten decken und überhaupt an Aufträge zu kommen, erfolgreich arbeitssuchende und erfolgreich weitergebildete Profis finden keine Anstellung, etc.. Diese Menschen haben erfolgreich alles getan, um attraktiv für den Arbeitsmarkt zu bleiben, jedoch der Staat und die Wirtschaft schaffen es momentan keine entsprechenden Arbeitsbedingungen zu erzeugen. Der sozialdemokratisch geführte Staat, vorausschauend handelnd möchte den Leuten mit dem Bürgergeld helfen. Menschen, die ihren Erfolg fortführen möchten und dafür entsprechende Arbeit suchen, erfahren eine eher ablehnende Haltung von Ministern und ihren Parteien, vorallem von denen die sich als christlich ausgeben. Und in diesem Kontext von „mehr Geldunterstützung und Respekt“ für Menschen in finanzieller Schieflage heisst es, Deutschland hat zuviele Schmarotzer und der Begriff Ausländer wird wieder missbraucht.

Ausländer saugen die Substanz Deutschlands?!

Tausende Soloselbständige und Unternehmen leiden noch an den Folgen der Coronakrise, die Digitalisierung schafft auch Not bei hochqualifizierten Deutschen, Entlassungen sind an der Tagesordnung, der Krieg in der Ukraine und die Inflation erhöhen die Not der Menschen, Tausende von Menschen fliehen vor Not im afrikanischen Kontinent, tausende von Ukrainern fliehen vorm Krieg in ihrem Heimatland und finden auch in Deutschland weiterhin Zuflucht. Aber es heisst: „Immer mehr Ausländer erhalten Stütze“.

Also kein Bürgergeld, weil sonst bleiben die Ausländer und andere kommen dazu?! Verbessert nicht das Bürgergeld als einer der wenigen komparativ-kompetitive Wettbewerbsfaktor Deutschlands im internationelen Wettbewerb um qualifizierte Fachleute mit ihren Familien die Attraktivität Deutschlands für diese Ausländer? Oder will Deutschland sie gebrauchen, wenn das Land sie braucht, und ihnen das Land aneckeln, wenn sie oder ihre Familienangehörigen in finanzielle Notlage geraten, damit sie sich selbst entsorgen?

Man vergisst in Deutschland viel zu gern, dass viele hierzulande hochqualifizierten Fachleute „versagen“, auch weil Fehlentscheidungen der Regierungen es möglich machen und Ausländer, die sich in manchen Sektoren der Wirtschaft selbständig machen und keine Landesleute haben, die für ihn einen Markt darstellen, es schwer haben, wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen. Diese Menschen geben in den Notsituation, in die sie hin und wieder geraten, ihr Erspartes aus.

Die Bild-Zeitung stampiert ganz groß auf der ersten Seite seiner Ausgabe vom 15.11.2022 – 23:15 Uhr diese untenstehende Schlagzeile.

Unten stehend ist eine Graphik mit dem Ergebnis einer Umfrage zur Zustimmung zu fremdenfeindlichen Äußerungen in Deutschland, die jetzt im Jahr 2024 durchgeführt wurde. Die Graphik ist von „Statista“.

Fast Drei Jahrzehnte nach dem Ausländerrückführungsgesetz, sieht es in Deutschland immer noch nicht gut für Ausländer aus, trotz aller Green Cards, Blue Cards, Anerkennung von Deutschland als Immigrationsland, trotz dem drohenden Schicksal der Abwanderung von deutschen Unternehmen ins Ausland wegen fehlendem qualifizierten Personal. Und der Staat kann nur soviel Gesetzte zum Vorteil von Auslädern erlassen, wie es nur möglich ist, wenn die entsprechende Einstellung in der Gesellschaft nicht zum Vorteil von Ausländern ist, dann wird sich weiterhin nur sehr wenig im Kontext von Deutschland als Einwanderungsland bewegen.

Im Jahr 2015 war der Ausländeranteil in deutschen Unternehmen sehr gering. Eine in Februar 2015 durchgeführte Studie der Akademie für Führungskräfte offenbarte diese Situation. Also, das ist etwas, das jeder wusste, aber nicht unbedingt wahr haben wollte, vorallem nicht deutsche Unternehmen, inklusive globalagierende Unternehmen, deren Personalsuche in Deutschland oft folgende Bemerkung beinhaltete: „Deutsch als Muttersprache“.

Schon hart, wenn trotz allem, was seit 2015 im Kontext von „Ausländern und Deutschland – ein Immigrationsland“, unternommen wird, um Deutschland als attraktives Land für Ausländer zu gestalten, Ausländer immer noch eher als Problem anstatt als Lösung für Deutschland angesehen werden. Jungen Wein in alte Schläuche?

Wo sind die Jobs? Keine Jobs, aber das Bürgergeld + Behandlung der Bedürftigen wie Verbrecher? Qualifizierte Ausländer und ihre Familien kommen auch wegen der freundlichen sozialen Sicherheit in jeder Lebenslage (z.B. Bürgergeld).

Gegen Kultur hilft so schnell auch keine Top-Strategie

Ausländerrückführungsgesetz, Regelung des Zuzugs von Spätaussiedler-Angehörigen im Zuwanderungsgesetz, Green Card, Blue Card, Deutschland als Einwanderungsland, Entmachtung eines Bundespräsidenten, etc., etc.

Auch, wenn nun der Staat beispielhaft, oft verkrampft, das Problem angeht, im inneren Kulturkern der Menschen das Ur-Deutsch bewegt deren Gefühle mehr als die Vernunft. Das alte Deutsch-Sein bedeutet in den Köpfen der Republik immer noch etwas, das mit der Blutsherkunft zu tun hat, auch wenn man selbst vordergrundig dagengen ankämpft, aber der Mensch besteht haupsächlich aus Gefühlen.

Ausländer und deren Nachkommen in Deutschland, haben es weiterhin sehr schwer, gute Jobs zu finden und Karriere zu machen, sogar als Gründer in „hochwertigen“ Branchen erfolgreich zu sein ist es fast unmöglich. Hartz IV oder Bürgergeld werden geschaffen, damit man noch schneller erkennt, dass der Staat de facto kein Interesse an „Versager“ hat, unbedeutend dabei sind die Gründe dafür, zum Beispiel, ob das „Versagen“ durch Fehlpolitik des Staates begünstigt wurde; und für Ausländer kommt hinzu, ob die noch in den Köpfen herrschenden Nationalgefühlen Deutscher ausländischer Herkunft subtil ausgrenzt.

Vural Öger, Gründer und Chef des Reiseveranstalters Öger Tours und die Gründer von Biontech, Özlem Türeci und Uğur Şahin, sind rare Ausnahmen, auch, wenn man es anderes sehen will. Die Musik-, Schauspieler- und die Sport-Branche sind Branchen für Ausnahmefälle, wenn es um Erfolg von Ausländern in Deutschland geht.

Es nutzt nichts, wenn Politik den Rahmen schafft, aber Behörden und Entscheider auf Chefetagen nicht mitmachen. Das Problem in der Bundesrepublik Deutschland ist bereits uralt. Seit Jahrzehnten versucht die deutsche Politik, zu Beginn, eher nur vordergründig, dann später richtig getrieben von der bitteren Not, das Problem der Ausländerfeindlichkeit in der Gesellschaft effektiv zu lösen. Deutschland wurde endlich zu dem, was es schon seit langer Zeit war, nämlich zu einem Immigrationsland. Der Weg dafür war lang und beschwerlich, sogar ein deutscher Bundespräsident musste sein Amt aufgeben, weil er sich gegen Äußerungen aus den Reihen der CSU (Bayern) gewandt hat, wonach Deutschland kein Einwanderungsland sei.

Obwohl die deutsche Wirtschaft in hohem Maße von ausländischen Märkten (exportorientiert) ist und rund jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland vom Export abhängig ist, über die Hälfte der Befragten im Rahmen der 2015 durchgeführte Studie „Internationale Arbeitswelten“ gab an, lediglich ein paar Mitarbeiter zu haben, die aus dem Ausland stammen. Bei fast 40 Prozent ist dies überhaupt nicht der Fall. Die wenigen ausländischen Arbeitnehmer stammen meist aus der Europäischen Union, der Schweiz oder aus Norwegen. Jede zweite Führungskraft war darüber hinaus der Ansicht, dass ihre Unternehmen nicht darauf achten, ob ihre Teams gemischt zusammengestellt werden – also mit Unterschieden in Geschlecht, Alter oder Nationalität.

Deutschland ist einer der Weltmeister der Unternehmen mit Auslandsniederlassungen und mit Auslandsentsendungen seiner eigenen Unternehmen, seiner Non-Profit-Organisationen und Kirchen sowie deren Verwaltungsmitarbeiter. Deutsches Personal sind also seit Jahrzehnten in einem intensiven Prozess der Auslandsentsendung. In Deutschland selbst veranstalten jährlich die zahlreichen IHKs und AHK sowie Unternehmensverbände und Gewerkschaften unzählige Veranstaltungen über Globalisierung, Internationalisierung, interkulturelle Kommunikation, Auslandsreisen. Trotzdem heisst es im Ergebnis dieser Studie, dass mehr als 30% der befragten Unternehmen angeben, nur unzureichend für die Globalisierung aufgestellt zu sein, und jedes Zweite Unternehmen dabei der Ansicht ist, dass es in den nächsten fünf bis zehn Jahren vom Fachkräftemangel betroffen sein wird, und 8% der befragten Unternehmen bekennen sogar, dass sie davon bereits betroffen sind. Wir sprechen hier von einer Studie des Jahres 2015 und deutsche Unternehmen waren weiterhin reluktant, gut qualifizierte Ausländer als gleiwertig anzuerkennen und sie einzustellen. Sind sie es noch?

Viele Jahrzehnte haben deutsche Unternehmen und sonstige deutsche Organisationen bei der Einstellung von Personal einheimische Bürgerinnen/-ern dem Vorrang gegeben, sogar im Ausland wurden zwar Einheimische für Führungspositionen ausgewählt, aber auch diese mussten von deutscher Herkunft sein. Leicht und von Außen her betrachtet, seitdem es Internet gibt, diese Tatsach in den Webseiten deutscher Unternehmen und Organisationen feststellen. Zum Beispiel, betrachte man hierbei die Liste deutscher Honorarkonsulen in Brasilien und im Vergleich dazu die Liste brasilianischer Honorarkonsulen in Deutschland seit Ende der 80ern: Weitestgehend alle waren Deutsche oder Brasilianer deutscher Herkunft.

Die alte Einstellung: Auslandsmärkte für deutsche Produkte Ja, aber Ausländer sollen aber am liebsten draußen bleiben und nur hinein kommen, wenn unbedingt notwendig

Gute Perspektiven, Dank der Generationen Y und Z

In Deutschland die Generationen Y und Z haben mehr Deutsche hervorgebracht, die nun in Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wahrhaftig dafür Sorge tragen, dass Deutschland für alle in den Grenzen der Bundesrepublik lebenden Bürgerinnen/er gleichberechtigt behandelt werden, als alle anderen Generationen zuvor. Sie prägen den Begrif Deutsch neu, er wird positiv verankert in der Wahrnehmung unserer Kinder: In baldiger Zukunft, Deutsch-Sein wird keine Frage mehr der Blutherkunft bedeuten.

Diese Bürgerinnen/-er haben die alten Führungskräfte in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft dazu gebracht, sich der Zukunft mit mehr Verantwortung für dieses unseres Land zu öffenen.

„Denn nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!“

– Kurt Tucholsky

Wollen wir hoffen und alle dazu beitragen, dass das bisher in den deutschen Seelen herrschende Deutschtum durch eine neue und frische Kultur Deutschlands Geist positiv, sowohl vorder- als auch hintergründig prägt und sich das Deutschland der Zukunft als ein positives Beispielland für erfolgreiche Multikulturalität entwickelt.

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Quellen und empfohlene Literatur:

Immer mehr Ausländer erhalten Stütze. BILD 15.11.2022 – 23:15 Uhr, abgerufen am 16.11.2022. Link >>>

Verbreitung von manifester Ausländerfeindlichkeit in Deutschland von 2002 bis 2024, abgerufen am 21.11.2024, Link>>>

A New Way of Dealing With the Past: The Young Generation in Germany Sheds Its Anxiety of Xenophobia, United Nations, UN Chronicle, abgerufen am 18.11.2022, um 16:17 Uhr, Link>>>

Research Report – Internationale Arbeitswelten, Akademie-Studie, No. 2015. EconStor, abgerufen am 18.11.2022, Link>>>

Wulff: Deutschland ist Einwanderungsland. Merkur.de 02.11.2010, abgerufen am 15.11.2022, um 16:41 Uhr, Link>>>

„Muttersprache Deutsch“: Diskriminierung bei der Jobsuche. TAZ 20. 02. 2009, abgerufen am 16.11.2022, um 19:31 Uhr, Link>>>

Do you mostly or completely agree with the following statements (about immigrants in Germany)?*, Statista, abgerufen am 16.11.2022, um 17:09 Uhr, Link >>>

Studie: Kaum Ausländer in deutschen Chefetagen, Weser Curier, abgerufen am 16.11.2022, um 16:03 Uhr, Link >>>

Flüchtlingspolitik Merkels Alleingang – Protokoll eines Politkrimis. Der Stern 03.09.2016, abgerufen am 16.11.2022, um 19:10 Uhr, Link>>>

„Frau Merkel hat mich eingeladen“ ! ?: Impulse für eine offene Debatte in der Flüchtlingsfrage. Verantwortungsbewusste Empathieethik statt moralisierender Gesinnungsethik. Herbert Stettberger, Lit Verlag, Berlin, 2017.

2015: Mehr Asylanträge in Deutschland als jemals zuvor. Pressemitteilung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat vom 06.01.2016, abgerufen am 15.11.2022 um 18:03 Uhr, Link>>>

„Merkels Alleingang war ein Akt der Selbstermächtigung“. Die Welt 13.01.2016, abgerufen am 15.11.2022, um 19:23 Uhr, Link>>>

Deutschland verfällt in eine Rassismus-Hysterie. NZZ 04.08.2018, abgerufen am 15.11.2022 um 18:09 Uhr, Link>>>

Die Reform. Staatsbürgerschaft: Der CDU stünde mehr Zurückhaltung gut zu Gesicht. TAZ, 12.01.1999. Abgerufen am 16.11.2022 um 08:01 Uhr, Link>>>

Die Green Card ist ein Flop, TAZ 06.04.2002, abgerufen am 16.11.2022 um 08:19 Uhr, Link >>>

Zuwanderung: Die SPD will den Zuzug von Spätaussiedlern begrenzen. Tagesspiegel 27.03.2002, abgerufen am 19.11.2022 um 10:30 Uhr, Link>>>


3 comments on “Deutschland und die Ausländer – eine lange Leidensgeschichte
    Ein Deutscher neuerer Bauart ;-)

    Super Artikel!
    Mir tun den qualifizierten Ausländern, die Deutschland präferierten, leid. Hier werden sie zu nichts bringen. Sie bleiben Arbeiter in ihren Berufen, sei es Wissenschaft, IT, in Krankenhäusern, etc. Sie haben ein Gehalt, können Urlaub machen, etc., halt das Grundsätzlichere. In den USA hätten sie als gut qualifizierte richtig mehr Chancen auf Karriere gehabt. Nicht einmal als Unternehmer haben sie hier eine Chance. Wollen wie hoffe, dass die neuen generationen das Land besser für alle gestalten.

    Martin

    Paradies isr Deutschland vielleicht nicht, aber viele Ausländer können hier besser leben als bei dich wo sie her kommen. Trotzdem ist Ihr Artikel interessant. Deutschlandland braucht qualifizierte Leute, aber diese kommen nicht, weil wenige Karrieremöglichkeit. Wie Sie sagen, nach oben Deutsch braucht Drutsches. Das wird noch lange so sein.

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