„NS-Akteure und „Volksgemeinschaft“ gegen die Juden in Württemberg und Hohenzollern 1933 bis 1945“
Wichtige Begriffe vorab
Unter dem Begriff Gau verstand man eine Verwaltungseinheit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Die Gau Württemberg-Hohenzollern war eine Verwaltungseinheit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und sie existierte bis 1944 .
Neben Verwaltungsaufgaben hatte eine Gau als Hauptaufgabe die Mobilisierung der Bevölkerung durch Propaganda und die Durchführung und Koordinierung von Wahlkämpfen. Ab 1936 wuchs ihre Bedeutung als territoriale Organisationseinheit schrittweise, indem ihr sukzessive neue spezifische Funktionen des Regimes zugewiesen wurden. Traditionelle staatliche Strukturen und neue Bezirksgliederungen hatten sich bereits überschnitten und die Gauleiter und Bezirksverwaltungen wurden zu den entscheidenden regionalen Machtträgern des Regimes.
Die Deutschen hatten einen ausgeprägten Volks- und Nationalstaatssinn mit eigenartigen Merkmalen, mit germanischer Prägung (Germanen oder „Deutschtum“), wodurch sie sich in erster Linie als Angehörige des deutschen Volkes und Staates empfanden, egal wo sie geboren wurden, ob in Deutschland aus deutschen Eltern (deutscher Staatsangehöriger) oder im Ausland als Nachkommen von Deutschen (Staatsbürger, des jeweiligen Staates). Dieses Gefühl war der Nährboden für die Propaganda der NSDAP, Hitlers Partei. Die später propagierten nationalsozialistischen Ideale wirkten sich stark auf die deutsche Seele aus und dieser gesellschaftliche Faktor ermöglichte es Hitler, das neue Oberhaupt Deutschlands zu werden, mit voller Vollmacht des deutschen Volks, um die Wahlversprechen und sonst noch alle anderen Versprechen, die er in den ersten Regierungsjahren gemacht hatte, erfüllen zu können. In diesem Zusammenhang halfen die Deutschen Hitler und seiner Regierung, das neue Reich von allem Jüdischen zu „säubern“. Das Reich wurde in diesem nationalsozialistischen Kontext so stark und gewaltsam geschaffen und aufrechterhalten, dass es nur zu existieren aufhörte, weil Kriegsarmeen aus mehreren Ländern der Welt, darunter Brasilien, sich verbündeten, um in Deutschland einzufallen und die Deutschen durch einen Krieg zur Aufgabe dieser Ideale zu zwingen (II Weltkrieg). Die Deutschen wurden dann gezwungen, den Nationalsozialismus aufzugeben und einen neuen Staat mit republikanisch-demokratischer Ordnung zu gründen. Was blieb, war ein Gefühl der Niederlage, verletzter Stolz und ein von Nazi-Deutschtum durchdrungenes Herz.
Der Begriff III Empire: Dieser Begriff wird von den Autoren des Buches nicht bevorzugt, da es sich, wie sie auf den Seiten 17 und 18 argumentieren, um einen Begriff handelt, der nicht die offizielle Bezeichnung des Staates war, obwohl sogar Hitler und andere Führer dieses Staates ihn zur Propagierung ihrer Ideale benutzten. Aber ich verwende es hier trotzdem, weil er das Verständnis dieser Epoche im Kontext der verschiedenen Epochen der politischen Entwicklung der germanischen Nation sehr vereinfacht. Dieser Begriff bezeichnet auch gut das Streben des damaligen Staates und seiner Bevölkerung: Sie wollten einen Staat als totalitäres Imperium mit territorialer Größe und enormer wirtschaftlicher, politischer und militärischer Macht über andere Völker. Schon Hitler träumte von der Wiederkehr des deutschen Volkes in Form eines Reiches der Tausend Jahre andauern sollte, eine Anspielung auf das „I Deutsche Reich“, das 1006 Jahre währte.
Die Situation in der Zeit, die die im Buch beschriebenen Ereignisse möglich machte,und heute
Die deutschen Staatsbürger hatten ein starkes Volks- und Nationalgefühl, das typisch für alle deutsche Generationen der ersten Jahrzehte des 20 Jahrderts war: Das Deutschtum. Angehörige des deutschen Volkes fühlten sich, unabhängig davon, ob sie in Deutschland von deutschen Eltern geboren (Staatsbürger deutschen Blutes) oder im Ausland als Nachkommen von Deutschen geboren (Staatsbürger des Geburtslandes und Deutscher deutschen Blutes) wurden. Dieses Gefühl von Stolz, weil sich sich einem Volk zugehörig fühlten, das in allem besser und höherwertig leistete, war der Nährboden für die Propaganda der NSDAP, Hitlers Partei. Nach dem verlorenen I Weltkrieg war dieser Stolz stark verletzt, sie wurden von einem Gefühl der Niederlage, von verletztem Stolz beherscht und eine von Deutschtum durchdrungene Seele brachte ihr Herz ziemlich hoffnungslos in der Brust zu pulsieren.
Die propagierten Idealen der Hitlers Partei, die die Deutschen wieder zu alter Stärke und Größe (tausendjähriges Reich) in der Welt auferwecken lassen wollte, liess in der deutschen Seele das latent existierende Nationalgefühl explosionsartig zum Ausdruck kommen. Die Hitler-Partei versprach Weltherrschaft durch militärische und wirtschaftliche Überlegenheit mit Boden und sonstigem Wohlstand für die Deutschen überall in der Welt in welcher Generation auch immer, die Hauptsache deutschen Blutes und nicht jüdisch.
Als Folge dessen wurde Hitler begeistert gewählt und gleich danach mit allen Vollmachten zur Erfüllung der Wahlversprechen ausgestattet. In diesem Zusammenhang halfen die Deutschen Hitler und seiner Regierung den Nationalsozialismus zu gestalten und das neue deutsche Reich von Juden zu säubern. Das Reich wurde in diesem nationalsozialistischen Kontext so stark und gewaltsam geschaffen und so aufrechterhalten, dass es nur zu existieren aufhörte, weil sich Kriegsheere aus mehreren Ländern der Welt, darunter Brasilien, verbündet hatten, um die Deutschen und ihre Armeen nun wieder in einem neuen Weltkrieg (Zweiter Weltkrieg)zur Aufgabe ihrer national-sozialistischen Ideale zu zwingen. Die Deutschen wurden gezwungen, den nationalsozialistischen Staat aufzugeben und einen neuen Staat demokratisch-republikanischer Ordnung zu gründen. Was blieb, war wieder ein Gefühl der Niederlage, von verletztem Stolz und ein von Nazi-Deutschtum durchdrungenes Herz, das nun gezwungen war, demokratisch-republikanisch zu pulsieren zu lernen.
Heute, fast 80 Jahre nach der Gründung des national-sozialistischen Staats ist Deutschland ein Land, dessen Kultur geprägt ist von Aufarbeitung ihrer Vergangenheit wie in den ersten 60 Jahren nach Aufgabe des nationational-sozialistischen Staates nicht selbstverstänlich war. Dieses Buch ist ein Zeichen dieser neuen Zeit in der deutschen Gesellschaft.
Worum geht es in dem Buch?
Dies ist ein Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung.
Die Enteignung und wirtschaftliche Vernichtung der jüdischen Bevölkerung durch das deutsche III Deutsche Reich wird von Forschern als der umfassendste Raub einer Bevölkerungsgruppe in der neueren europäischen Geschichte angesehen. Gleichzeitig war der Diebstahl im Namen des antisemitischen Staates integraler Bestandteil eines Vernichtungsprozesses, der schließlich zum Holocaust, der Ermordung von mindestens sechs Millionen jüdischen Männern, Frauen und Kindern in ganz Europa, führte.
Wenn Sie jetzt möglichst umfassend wissen wollen, was mit einigen der rund 11.000 jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu Beginn des Dritten Deutschen in der Region Württemberg und Hohenzollern (in der Karte oben die schwarz eingekreiste Region) geschah, dann ermöglicht es Ihnen dieses Buch, mit den darin enthaltenen Fotos und Dokumenten.
Die Bundesrepublik Deutschland hat, insbesondere seit der Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, enorme Anstrengungen unternommen, die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts in die breite Öffentlichkeit zu tragen und auf sehr intensive, dynamische und für alle zugängliche Weise, eine Erinnerungskultur zu schaffen und etablieren.
Dies ist ein etwas anderes Buch, da es den Leser den noch weitgehend unbekannten Prozess der Ausgrenzung, des Raubs und der Vernichtung der Juden im Gebiet des heutigen Landes Baden-Württemberg, dessen Hauptstadt Stuttgart ist, während des Dritten Reichs, kontextuell und prozessual leicht nachvollziehbar macht. Baden-Württemberg ist eine Region, die in Brasilien eher für die Marken Mercedes Benz, Bosch, Porsche, Würth, Zeiss, Festo, usw. als für seine Geschichte bekannt ist.
Wie in allen vom Dritten Reich beherrschten Gebieten war auch im Gau Württemberg e Hohenzollern, der Raub der Eigentümer der jüdischen Bevölkerung ideologisch sehr eng mit ihrer anschließenden physischen Vernichtung verbunden. Die Ereignisse im Kontext der Ausgrezung, des Raubs und der Vernichtung der Juden wurde auf regionaler Ebene erstmals in den letzten Jahren (vor Veröffentlichung) im Rahmen eines Projekts unter Federführung des Gedächtnisstättenverbundes Gäu-Neckar-Ulm e.V. unter Beteiligung von zwei weiteren Organisationen intensiv recherchiert (siehe The Project Teil des Buches weiter unten).
Nach konservativen Schätzungen gab es in dieser Region des Dritten Reiches rund 1.500 Geschäfte und Unternehmen – meist kleine und mittlere Textil- und Landwirtschafts-, Tabak- und Zigarrengeschäfte – rund 140 Fabriken, 35 Privatbanken, rund 120 Rechtsanwälte, etwa 150 private Arztpraxen und mehrere hundert andere Berufstätige und Beamte, darunter viele Frauen. Dies alles ging in den Besitz nichtjüdischer deutscher Staatsbürger des Dritten Reiches über.
Mehrere hochrangige NS-Funktionäre und lokale NSDAP-Führer wurden zu neuen Eigentümern von Unternehmen, die den Juden gestohlen (d.h. arisiert) wurden, und die Württembergische Landessparkasse genehmigte großzügig zahlreiche „Arisierungskredite“.
Als beispielsweise im Dezember 1941 2.500 Juden, Deutsche aus Württemberg-Hohenzollern, in die Vernichtungslager deportiert wurden, waren die Gestapo und die Staatsfinanzverwaltung Württemberg verpflichtet, das gesamte Vermögen der Opfer zu beschlagnahmen und vollständig an Aryan zu verkaufen Deutsche. Keine Orts- oder gar Regionalstelle des Einkommensteueramtes in Stuttgart ist leer ausgegangen. Was die NS-Behörden und Parteiorganisationen nicht benötigten, wurde meistbietend versteigert, und die meisten Teilnehmer waren einfache Bürger bei der „Schnäppchenjagd“.
Das Buch bietet eine Erläuterung der rechtlichen, administrativen und politisch-ideologischen Bedingungen, die die vollständige Enteignung und Vernichtung fast der gesamten jüdischen Bevölkerung des Gaues Würtemberg und Hohenzollern (heute mehr oder weniger das Gebiet des Landes Baden-Württemberg) ermöglichten. während des III. Deutschen Reiches. Er beleuchtet das effiziente System der gegenseitigen Radikalisierung und die Kontrollmaßnahmen, mit denen die NSDAP-Partei, die Staatsbürokratie, die Unternehmen und die „Volksgemeinschaft“ die Ausgrenzung, den Raub und die Vernichtung der Juden förderten, und stellt auch wichtige Akteure auf regionaler, also im Gau Württemberg-Hohenzollern, und verdeutlicht die Art und Weise, wie sie in öffentlichen Gremien und Institutionen vorgingen, um die Ausgrenzungs-, Raub- und Vernichtungspolitik ihrer jüdischen Landsleute wirksam weiterzuentwickeln und zu verbessern Geständnis.
Die Art des Buches und sein Timing
Dieses Buch reiht sich in die kleine Gruppe von Büchern ein, die erschienen sind, um die schreckliche Vergangenheit der Generationen aufzuklären, die die deutsche Gesellschaft von 1933 bis 1945 bildeten. Wie die anderen Bücher dieser Art hätte auch dieses als Antwort aus dem Deutschen viel länger zurückliegen können Gesellschaft, die die Schrecken des Nazi-Regimes ablehnt, das ihre Vorfahren so leidenschaftlich unterstützt haben. Schon sehr früh, nach der Zerschlagung des Dritten Deutschen Reiches durch die Alliierten, entstand 1949 ein neuer deutscher Staat, die Bundesrepublik Deutschland, unter neuer politischer Führung und im selben Jahr das Deutsche Institut für Nationalgeschichte Sozialistischen Ära, aus dem später das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) hervorging. Es ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung, die sich mit der gesamten deutschen Geschichte vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart in ihrem europäischen und globalen Kontext befasst. Wie viele staatliche und nichtstaatliche Institutionen war auch dieses Institut von Mitarbeitern und Mitarbeitern durchdrungen, die von den Idealen des Dritten Reiches imprägniert waren. Die Beschäftigung mit der Geschichte des II. und III. Deutschen Reiches war einer der Faktoren, die zur raschen Entstehung dieses Instituts beitrugen, da die Geschichte dieser beiden deutschen Reiche und ihre Dokumente treue Hüter brauchten. Es war notwendig, sie und andere Wächter zu passieren, um Zugang dazu zu erhalten.
Es ist allgemein bekannt, dass in Deutschland die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, also des Nachfolgestaates des Dritten Deutschen Reiches, noch Jahrzehnte lang von überzeugten Nationalsozialisten in allen Bereichen der Gesellschaft heimgesucht wurde. Das republikanisch-demokratische Regime der Bundesrepublik Deutschland pflegte jahrzehntelang im Einvernehmen mit seinen Bürgern und umgekehrt lieber das alte nationalsozialistische Gefühl oder Deutschtum oder etwas Entrepôt, das noch seit 1945 ihre Herzen erfüllte und fuhren fort, die Vernunft für lange und aufeinanderfolgende Jahrzehnte zu leiten, während sie neue Ziele von Größe und Macht verfolgten, diesmal ohne direkt Schaden anzurichten, wie sie es unter dem vorherigen Regime getan hatten. Der neue republikanisch-demokratische Staat, seine vier Gewalten (die Medien als vierte Gewalt) und das Volk, vereint durch die Kultur, die sie bis heute gebracht hat, haben sich entschieden, sich an die neue politische Situation im neuen deutschen Staat anzupassen und zu fokussieren auf die Steigerung ihrer wirtschaftlichen Stärke und daraus die politische Macht selbst, ein starkes und respektiertes Deutschland zu schaffen. Für das mea culpa war weder Platz noch Wille da. Sich mit Geschichte zu beschäftigen, war etwas sehr Unerwünschtes. Die Devise war, voranzugehen und das neue Deutschland und die Deutschen in allen Teilen der Welt so schnell wie möglich zu einer wirtschaftlichen Großmacht zu machen und respektieren.
Im heutigen Deutschland wird die Geschichte des Dritten Reiches sehr offen behandelt, ich wage zu behaupten, dass sie es so tun, wie kein anderes Volk auf der Erde mit seiner eigenen Geschichte umgeht. Deshalb konnte ein solches Werk erst jetzt in diesem reichen Land Baden-Württemberg erscheinen.
Das Buch ist ein Meilenstein deutscher Erinnerungspolitik.
Das Buch befasst sich so umfassend und gut dokumentiert mit den schrecklichen Ereignissen im Leben deutscher Staatsbürger jüdischer Konfession, die zwischen 1933 und 1944 im württembergischen und Hohenzollerngau lebten, dass es sogar große Bewunderung hervorruft. Ich beschäftige mich seit mehreren Jahrzehnten mit der deutschen Geschichte und kann mit Sicherheit sagen, dass eine solche Veröffentlichung zu einigen wenigen gehört, die so offen sind, die Schauspieler benennen, Fotos zeigen und ihre Bösartigkeit vollständig beweisen.
Auch wenn sie erst jetzt veröffentlicht wurde, nachdem fast alle NS-Protagonisten gestorben sind, selbst diejenigen, die friedlich in der neuen deutschen Gesellschaft lebten, ohne konfrontiert und/oder für die begangenen Verbrechen verantwortlich gemacht zu werden, impliziert diese Veröffentlichung Mut und Beharrlichkeit, um den Prozess zu stärken der Akkulturation der Gesellschaft, die vor allem von Bund und Ländern geführt wird, gegen den Widerstand der Gesellschaft, die sich am liebsten für ein Ende dieser Themen ausspricht und will, dass dies in die Forschungsumgebungen und nicht mehr in die Öffentlichkeit verbannt wird.
Die Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit innerhalb Deutschlands sollte sich nicht jeder trauen. Es gibt immer noch Schwierigkeiten aller Art, besonders für nicht-historische Ausländer wie mich. Vielleicht wurde dieses Buch genau aus diesem Grund von drei starken Organisationen ins Leben gerufen, die auf öffentlicher Ebene offiziell für politische Bildung und Erinnerung an die Vergangenheit verantwortlich sind (siehe unten im Teil Das Projekt des Buches).
Die in diesem Buch erzählten Ereignisse spielten sich in ähnlicher Weise innerhalb der gesamten Grenze des Dritten Deutschen Reiches ab. Dieser furchtlose Umgang mit der grauenvollen Vergangenheit ist im Deutschland des 21. Jahrhunderts bereits symptomatisch geworden: Eine neue Generation von Historikern, Journalisten, Politikern, Geschäftsleuten, kurz: Fachleuten aus der gesamten deutschen Gesellschaft, zeigt sich mit großem Engagement dabei, die angesichts der schrecklichen Ereignisse, die das NS-Regime vorangetrieben hat. Aber auf der zwischenmenschlichen Ebene wird das Thema noch weitgehend gemieden. Die Aufarbeitung dieser Vergangenheit obliegt den Medien, wissenschaftlichen Büchern und anderen Körperschaften wie Vereinen und Vereinen. In der alltäglichen Gesellschaft auf der Ebene des Einzelnen bleibt das Thema jedoch tabu.
Das Buchprojekt
Recherche, inhaltliche Aufbereitung und Buchvorstellung wurden organisiert und beauftragt vom Gedächtnisstättenverbund Gäu-Neckar-Ulm e.V., dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dem Landesarchiv Baden-Württemberg die Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg.
Der Titel des Buches
Der Titel des Buches ist gut gewählt, weil er die Abfolge der brutalen Ereignisse widerspiegelt: Ausgrenzung, Raub und Vernichtung, die allgemein in dieser Abfolge auch gegen Juden im württembergischen und Hohenzollerngau praktiziert wurden.
Ausgrenzung, Raub und Vernichtung
NS-Akteure und „Volksgemeinschaft“ gegen die Juden in Württemberg und Hohenzollern 1933 bis 1945, ou seja, Exclusão, Roubo e Extermínio. Atores NS e „Sociedade Nacional“ contra Judeus em Württemberg e Hohenzollern 1933 até 1945.
Die Juden in Württemberg und Hohenzollern wurden zunächst aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen, d.h. sie wurden systematisch mit Berufsverboten belegt, aus ihren Berufen und Ämtern, aus Schulen, Vereinen etc. und sie zwangen, ihre Firmen, Banken usw. zu einem Schnäppchenpreis zu verkaufen, sie verboten jüdischen Kindern und Jugendlichen, dieselbe Schule, dasselbe öffentliche Schwimmbad zu besuchen, in öffentlichen Vereinen Fußball zu spielen, kurz, Juden wurden vom Zusammenleben ausgeschlossen mit ihren nichtjüdischen Mitbürgern und entzog ihnen absolut alle Rechte als Bürger des Staates, in dem sie lebten. Dann oder parallel dazu raubten sie ihnen alles, was sie hatten, einschließlich der Entziehung ihrer geistigen und körperlichen Kräfte zur Zwangsarbeit in deutschen Heimen, Firmen, Fabriken und Konzentrationslagern, die über das Gebiet des Dritten Reiches verteilt waren.
Der Titel lautet noch: NS-Akteure und „Nationale Gesellschaft“
Nazi-Schauspieler werden in jedem Schritt der Buchstruktur behandelt. Etwas, das in der Literatur zu diesem Thema nicht üblich war. Die Veröffentlichung von Fakten wurde normal, aber die Benennung von Übeltätern war immer noch etwas tabu. Im Jahr 2003 erschien ein Lexikon mit den Namen mehrerer Täter (Übeltäter) und dieser Meilenstein wurde üblich, Namen von Übeltätern zu verwenden, da sich die Medien zunehmend mit ihnen und ihren Taten befassten. Hier in diesem Buch werden die schrecklichen Taten und die Übeltäter in ihren Zusammenhang gestellt. Außerdem ist das Buch voller Fotos, was ein breiteres Verständnis erleichtert, denn Foren sagen bekanntlich mehr als tausend Worte.
Und was ist „Volksgemeinschaft“ oder „Nationale Gesellschaft“?
Ziel der nationalsozialistischen Politik war die Errichtung einer nationalen Gesellschaft, einer Gesellschaftsordnung, der nur genetisch wertvolle und rassisch reine Deutsche angehörten und aus der fremde und nicht zur Gemeinschaft der Reindeutschen gehörende Rassen, insbesondere Juden, ausgeschlossen werden sollten. Inklusion und Exklusion sind daher die beiden untrennbaren Seiten der deutschen nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“.
Somit drückt der Titel den Inhalt gut aus und dieser Inhalt wird seinem Titel gerecht. Es könnte nicht besser sein.
Generell empfinden Laien in der deutschen Gesellschaft das Thema als sehr komplex und im negativen Sinne bewegend. Aber wenn das Thema in einer Sprache aufbereitet wird, mit dem Ziel, den Inhalt verständlich zu vermitteln, werden auch Nicht-Leser mehr mit dem Lesen beschäftigt. Deutsche Historiker pflegen oft eine komplizierte Sprache, die sie für wissenschaftlich halten. Als wollten sie sowieso immer wie Wissenschaftler aussehen, auch wenn sie sich an ein Laienpublikum wenden, etwa bei einer öffentlichen Präsentation über das Internet oder in einem Museum. Das hält beliebte Leser fern. Wenn das Ziel darin besteht, zu verhindern, dass sich die breite Masse für das Thema interessiert, erreichen sie ihre Ziele gut.
Das Thema des aktuellen Buches ist vielschichtig, aber Struktur, Sprache, Fotos und Grafiken machen es einfach, den Kontext zu verstehen.
Die inhaltliche Strukturierung
Wenn sich Laien mit der Geschichte des deutschen Dritten Reiches beschäftigen, erinnern sie sich schnell daran, dass die Deutschen damals die Juden beinahe ausgerottet haben. Dies ist normalerweise so ziemlich alles, was sie darüber wissen, und zwar noch oberflächlich. Selbst im heutigen Deutschland, wo der Staat und die Medien sehr intensiv daran arbeiten, eine solche Vergangenheit in ihrer ganzen Tragweite nachvollziehbar zu machen, kennen die Generationsangehörigen die Phasen der Ausgrenzung, des Raubs und der Vernichtung nicht, sie sind sich dessen nicht bewusst. Wenige wissen, dass sie akribisch geplant und in die Tat umgesetzt wurden. Auch in den Schulen (Gymnasien etc.) wird diese Vergangenheit nicht ausreichend vermittelt. Das Thema wird in deutschen Schulen mit der gleichen Oberflächlichkeit behandelt wie in brasilianischen Schulen. Der Unterschied ist, dass hierzulande der KZ-Besuch vom Staat bezuschusst wird und in vielen Schulen dieser eintägige KZ-Besuch Teil des Geschichtsunterrichts ist.
Dieses Buch ist für jeden Laien hervorragend aufgebaut, um sich sogar eigenständig in die Materie einzuarbeiten, ohne sich in diesem Zusammenhang groß anstrengen zu müssen. Die darin enthaltene Kombination von Texten und Bildern verwandelt die Beschäftigung mit dem Inhalt in eine interessante und verständliche Lektüre. Deshalb wäre es ein ideales Buch für den brasilianischen Markt und für brasilianische Gymnasien und für jede Schule, in der man sich mit eunropäischer Geschichte beschäftigt.
Das Buch hat 583 Seiten und sein Inhalt ist in 5 Makro-Teilen, die in einem leicht verständlichen chronologischen Zusammenhang stehen, strukturiert:
Teil I
Von 1933 bis zum Vorabend der Nürnberger Gesetze: die ersten Angriffe auf den NS-StaatTeil
Teil II
Von den Nürnberger Gesetzen 1935 bis zum Novemberpogrom 1938:
Volle wirtschaftliche Deckung und Beschleunigung von Zwangsverkäufen
Teil III
Vom Novemberpogrom 1938 bis zu den Deportationsvorbereitungen 1941: Pogromterror, Sondersteuern, endgültiges Berufsausnahmeverbot
Teil IV
November 1941 bis Mai 1945: Vollzug der Deportationen und endgültiger Diebstahl
Teil V
Nach Kriegsende: Zweiter Demokratiefehler
Zur Wirtschafts- und Berufssituation der Juden in Württemberg und Hohenzollern vor 1933 – ein Überblick
Teil I
Von 1933 bis zum Vorabend der Nürnberger Gesetze: Die ersten Angriffe im NS-Staat
Teil II
Von den Nürnberger Gesetzen 1935 bis zum Novemberpogroms 1938:
wirtschaftliche Totalerfassung und Beschleunigung der Zwangsverkäufe
Teil III
Vom Novemberpogrom 1938 bis zur Vorbereitung der Deportationen 1941:
Pogromterror, Sondersteuern, endgültige Berufsverbote
Teil IV
November 1941 bis Mai 1945: Die Durchführung der Deportationen und der finale Raub
Teil V
Nach dem Kriegsende: Die zweite Schuld in der Demokratie
Das Buch behandelt sequentiell, prozessual den Beginn der Verfolgung und die regionalen Aspekte der Verfolgungsinstanzen (Autoren und Mitarbeiter) sowie die Kämpfe wichtiger Berufsgruppen um ihre eigene wirtschaftliche Existenz. Hier finden Sie Artikel, die in den meisten Fällen den gesamten Prozess der Zwangsvollstreckung und des Diebstahls bis hin zum Beitreibungsverfahren anhand aussagekräftiger Beispiele aus verschiedenen Kommunen in Württemberg und Hohenzollern beleuchten. Nahezu alle Artikel des Buches enthalten Fotos, Werbekopien und/oder Dokumente aus der Zeit, die zum besseren Verständnis der geschilderten Ereignisse beitragen und die zuvor noch nicht in dieser Fülle veröffentlicht worden waren.
Der inhaltliche Aufbau dieser Publikation basiert auf der These, dass die Radikalisierung der Judenverfolgungspolitik Schritt für Schritt erfolgte und mit zentralen Ereignissen von nationaler Tragweite, wie dem Einkaufsboykott, eine neue Stufe erreichte Judenlager vom April 1933, dann die Nürnberger Gesetze vom September 1935 und dann die Pogromnacht im November 1938 (Nacht der Kristalle). Mit Beginn des Krieges 1939 und schließlich ab Herbst 1941 mit der Vorbereitung und Durchführung der Deportationen kam es zu neuen und gravierenden Verschärfungen der Judenpolitik. In diesen Zeiten waren die Verwaltungsmaßnahmen der Zentralregierung verflochten und die regionalen Akteure in den Gemeinden, Landkreisen und Ländern konkurrierten miteinander oder agierten nebeneinander, um eine hohe Effizienz bei der Durchführung der Maßnahmen zu erreichen. Dieser komplexe politische und soziale Prozess trieb die Radikalisierung der Politik der Segregation, des Diebstahls und der Vernichtung von Juden weiter voran. Die Härte, die die Judenverfolgung kennzeichnete, änderte sich beim Übergang von einer Phase zur nächsten nicht grundlegend, sondern verstärkte sich noch mehr.
Die Komplexität der Arbeit, Texte mit Fotos und anderen Dokumenten zu einem klaren Prozess der Entfaltung ausgewählter Ereignisse des gewählten Zeitraums zu verbinden, setzte Umfang und Detaillierungsgrad Grenzen, da zwischen 1933 und 1945 Gräueltaten stattfanden, die nicht zu beschreiben waren so fand illustrativ in einem Begleitbuch zu einer Ausstellung zum gleichen Thema statt. Die in diesem Buch veröffentlichten Ereignisse beschreiben nicht einmal den Höhepunkt des Eisbergs des Grauens, der an Juden, Polen, Zigeunern usw. zur fraglichen Zeit, aber sie dienen uns als Anhaltspunkt, um uns recht genau vorzustellen, wozu die Protagonisten aller anderen Gesellschaftsschichten, einschließlich der katholischen und evangelischen Kirche und der gesamten Bevölkerung, die mit jüdischen Mitbürgern zusammenlebte, mehr als Böses zu leisten vermochten Begehen gegen andere Menschen, nur mit der Begründung, dass sie jüdischen Bekenntnisses sind.
Die Veröffentlichung eines Dokumentarfilms wie diesem spricht Bände und spricht gut für die neue deutsche republikanisch-demokratische Kultur des Umgangs mit ihrer schrecklichen Vergangenheit. Für diese Arbeiten wurden 25 Forscher aus Gedenkstätten, Staats- und Stadtarchiven sowie weitere Spezialisten auf regionaler und lokaler Ebene eingestellt, was die Staatskasse ein Vermögen gekostet haben muss. Trotzdem ist das Buch für nur 18,00 Euro erhältlich. Das ist ein sehr niedriger Preis für ein Buch dieser Art. Darüber hinaus steht Schulen und Bildungseinrichtungen eine Reihe von pädagogischen Materialien zum Thema des Buches zur Verfügung, die auf Computer heruntergeladen und im Unterricht verwendet werden können. Die Ausstellung selbst ist vorhanden und kann auf Anfrage deutschlandweit verschickt werden. All dies ist eine großartige Demonstration der enormen Anstrengungen, die das Land Baden Württemberg unternimmt, um den Zugang zu Informationen über die Vergangenheit für alle zu erleichtern, damit alle die harte Lektion lernen können, die ihnen ihre Vorfahren hinterlassen haben. Die enormen Anstrengungen zu nutzen, die der neue deutsche Staat und seine Regierungen seit der Ära von Bundeskanzlerin Merkel unternommen haben, um die jüngste Geschichte ihrer beiden Reiche bekannt zu machen, ist etwas, das die neuen Generationen von Deutschen für die Welt und für alle, die sie haben, großartig macht Ihr Leben wurde zerstört, ihre Familien, ihre wirtschaftlichen Grundlagen, ihr Erbe und ihre Staaten zerstört. Wenn Sie diese Lektionen aufrichtig lernen, müssen Sie sich angesichts Ihrer eigenen schrecklichen Geschichte in einen positiven Kontext versetzen.
Dieses Begleitbuch sowie die Ausstellung würden in Brasilien auf grosses Interesse stössen.
Mein Dank gilt der Landesyentrale für politische Bildung Baden-Württenberg für das Begleitbuch zur Ausstellung.
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Link para uma exposição atual sobre o tema: https://www.landesarchiv-bw.de/de/themen/praesentationen—themenzugaenge/67600
Das Begleitbuch zur Ausstellung kann hier erhalten werden: https://www.lpb-bw.de/publikation3445